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Timeline

1945   1946   1947   1948   1949  
1950   1952   1953   1955  
1961   1963   1965   1966   1969  
1975   1979  
1984   1985   1986   1987   1988  
1991   1992   1993   1994   1995   1996   1997   1998  

1945

8. Mai
Kapitulation der Wehrmacht – Ende des Zweiten Weltkrieges

10. Mai
Beschluss des Gesetzes über die Erfassung „arisierter“ und anderer im Zusammenhange mit der nationalsozialistischen Machtübernahme entzogener Vermögenschaften
„Den Gegenstand dieses Gesetzes bildet die Erfassung der Vermögenschaften und Vermögensrechte, die nach dem 13. März 1938, sei es eigenmächtig, sei es auf Grund von Gesetzen oder anderen Anordnungen aus sogenannten rassischen, aus nationalen oder aus anderen Gründen Eigentümern im Zusammenhange mit der nationalsozialistischen Machtübernahme entzogen worden sind.“ (§ 1)

Inhaber*innen von entzogenem Vermögen sollten dieses anmelden. Erst im September 1946 trat die zur Durchführung des Gesetzes erforderliche Verordnung (Vermögensentziehungs-Anmeldungsverordnung – VEAV) in Kraft.

26. Juni
Beschluss des Verfassungsgesetzes über Kriegsverbrechen und andere nationalsozialistische Untaten (Kriegsverbrechergesetz)
„Wer in der Absicht, sich oder anderen unverhältnismäßige Vermögensvorteile zuzuwenden, durch Ausnützung der nationalsozialistischen Machtergreifung oder überhaupt durch Ausnützung nationalsozialistischer Einrichtungen und Maßnahmen fremde Vermögensbestandteile an sich gebracht oder anderen Personen zugeschoben oder sonst jemandem an seinem Vermögen Schaden zugefügt hat, wird wegen Verbrechens mit Kerker von 1 bis 5 Jahren, wenn aber der zugewendete Vorteil ein bedeutender oder der angerichtete Schaden ein empfindlicher war, mit schwerem Kerker von 5 bis 10 Jahren bestraft.“ (§ 6)

Juli
Ab Juli 1945 werden in drei sogenannten Central Art Collecting Points in München, Wiesbaden und Marburg alle bis dato aufgefundenen vom NS-Regime geraubten Kunstgegenstände gesammelt. Eines der Verstecke befand sich im Salzbergwerk in Altaussee. Dort hortete das NS-Regime 6.500 Gemälde, 1.500 Kisten mit Büchern und mehrere Hundert andere Kunstwerke. Der Großteil der in Altaussee versteckten Objekte war für das „Führermuseum“ in Linz vorgesehen. Der Fund wird nach München gebracht.
Expert*innen sichten die Werke in den Central Art Collecting Points, und es wird versucht, die rechtmäßigen Eigentümer*innen zu ermitteln und die Kunstwerke zurückzugeben.

4. Juli
Das 1. Alliierte Kontrollabkommen wird unterzeichnet. Das Abkommen bestimmt das Kontrollsystem bis zur Bildung einer von den Alliierten anerkannten österreichischen Bundesregierung und festigt die Stellung der Besatzungsmächte in Österreich.

4. Juli
Beschluss des Opferfürsorgegesetzes. Darin werden nur österreichische Widerstandskämpfer*innen als Opfer klassifiziert. Die Opfer von rassischer Verfolgung durch das NS-Regime werden in diesem Gesetz nicht berücksichtigt.

24. Oktober
Gründung der Vereinten Nationen durch das Inkrafttreten der UN-Charta

1946

15. Mai
Beschluss des Nichtigkeitsgesetzes:
„Entgeltliche und unentgeltliche Rechtsgeschäfte und sonstige Rechtshandlungen während der deutschen Besetzung Österreichs sind null und nichtig, wenn sie im Zuge seiner durch das Deutsche Reich erfolgten politischen oder wirtschaftlichen Durchdringung vorgenommen worden sind, um natürlichen oder juristischen Personen Vermögenschaften oder Vermögensrechte zu entziehen, die ihnen am 13. März 1938 zugestanden sind.“ (§ 1)

28. Juni
Das 2. Alliierte Kontrollabkommen wird unterzeichnet. Dadurch wird der österreichischen Regierung mehr Eigenständigkeit zugestanden.

26. Juli
Beschluss des 1. Rückstellungsgesetzes (RStG)
„Die vom Deutschen Reich auf Grund von aufgehobenen reichsrechtlichen Vorschriften [§ 1, Abs. (2), Rechtsüberleitungsgesetz] oder durch verwaltungsbehördliche Verfügung aus den in § 1 des Gesetzes vom 10. Mai 1945, St. G. Bl. Nr. 10, genannten Gründen entzogenen und derzeit von Dienststellen des Bundes oder der Bundesländer auf Grund der Bestimmungen des Behörden-Überleitungsgesetzes verwalteten Vermögen sind den Eigentümern, denen sie entzogen worden sind, oder ihren Erben (Legataren) – im Folgenden kurz geschädigter Eigentümer genannt – nach Maßgabe der folgenden Bestimmungen aus dem Grunde der Nichtigkeit des seinerzeitigen Vermögensüberganges zurückzustellen.“ (§ 1)

16. September

Die Vermögensentziehungs-Anmeldeverordnung (VEAV) tritt in Kraft (vgl. Gesetz über die Erfassung „arisierter“ und anderer im Zusammenhange mit der nationalsozialistischen Machtübernahme entzogener Vermögenschaften von 10. Mai 1945).

1947

Die USA und Großbritannien verstärken den Druck auf Österreich, die Rückstellungsgesetzgebung weiter zu verfolgen.

Simon Wiesenthal (1908–2005) und andere Überlebende des NS-Regimes gründen in Linz das Zentrum für jüdische historische Dokumentation.

6. Februar
Beschluss des 2. Rückstellungsgesetzes
Es regelt die Rückübertragung der auf Grund des Nationalsozialisten- oder Kriegsverbrechergesetzes an die Republik gefallenen Vermögenschaften.

Beschluss des 3. Rückstellungsgesetzes
Es regelt die Rückgabe des in privater Hand befindlichen Vermögens an die rechtmäßigen Eigentümer*innen.

21. Mai
Beschluss des 4. Rückstellungsgesetzes

1948

Österreich wird in den Marshallplan eingebunden, was zu einem wirtschaftlichen Aufschwung führt. Durch den Kalten Krieg wird der Handlungsspielraum der österreichischen Regierung erweitert. Die USA setzt alles daran, die wirtschaftliche und politische Stabilität Österreichs zu sichern und öffentliche Kritik an der österreichischen Politik zu vermeiden, um der Sowjetunion keine Angriffsmöglichkeiten zu bieten.

Dezember
Allmählich wird immer deutlicher, wie skrupellos das NS-Regime und seine Profiteur*innen Kunstgegenstände geraubt haben.

1949

22. Juni
Beschluss des 5. Rückstellungsgesetzes

30. Juni
Beschluss des 6. Rückstellungsgesetzes

14. Juli
Beschluss des 7. Rückstellungsgesetzes

September
Die amerikanische Militärregierung öffnet die Collecting Points zur Besichtigung. Nach München kommen rund 19.000 Besucher*innen.

1950

1950, 1952 und 1954 versucht der österreichische Nationalrat die „Entnazifizierung“ zu beenden, scheitert aber am Widerstand der Alliierten.

1952

Das Committee for Jewish Claims on Austria wird in New York gegründet.

1953

Frühling

Verhandlungen Österreichs mit dem Joint Executive Board (Ausschuss des Committee for Jewish Claims on Austria und des Bundesverbandes Israelitischer Kultusgemeinden in Österreich), in denen die jüdischen Organisationen eine Reihe von Entschädigungsleistungen fordern. Österreich sieht sich nicht für die NS-Verbrechen verantwortlich und somit nicht zu Entschädigungsleistungen verpflichtet.

1955

15. Mai
Der Österreichische Staatsvertrag wird unterzeichnet. Die in den Entwürfen des Staatsvertrages vorgesehene Pflicht zu einer Schadenersatzleistung Österreichs in jenen Fällen, in denen das entzogene Vermögen nicht mehr vorhanden ist und daher nicht rückgestellt werden kann, wird auf diplomatischem Weg erfolgreich bekämpft und in der Folge deutlich abgeschwächt. Internationale jüdische Organisationen waren somit mit ihrer Forderung nach der Verankerung von Entschädigungsleistungen im österreichischen Staatsvertrag gescheitert. Der österreichische Außenminister Leopold Figl (1902–1965) erreichte außerdem, dass die Mitschuld Österreichs am Zweiten Weltkrieg, die im Absatz 3 der Präambel vorgesehen war, schließlich aus dem Staatsvertrag gestrichen wurde.

14. Dezember
Österreich wird Mitglied der UNO.

1961

Simon Wiesenthal (1908–2005) gründet den Bund Jüdischer Verfolgter des Naziregimes und ein dazugehöriges Dokumentationszentrum.

1963

Oktober
In einem Schacht beim Toplitzsee im Salzkammergut werden, knapp zwanzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, 1.141 Gemälde gefunden, die dort vom NS-Regime versteckt wurden. Darunter befinden sich Werke von Dürer, Rembrandt und Correggio.

1965

31. März
„Borodajkewycz-Skandal“
Nachdem Taras Borodajkewycz (1902–1984), Professor an der Wiener Hochschule für Welthandel, durch antisemitische und großdeutsche Äußerungen aufgefallen ist, findet eine Demonstration der österreichischen Widerstandsbewegung und des Antifaschistischen Studentenkomitees gegen seine Person statt. Bei der Demonstration wird der ehemalige Widerstandskämpfer Ernst Kirchweger (1898–1965) so schwer verletzt, dass er zwei Tage später stirbt. An der Aufdeckung von Borodajkewycz’ Handeln an der Hochschule für Welthandel sind Ferdinand Lacina (* 1942) und Heinz Fischer (* 1938) beteiligt.

1966

7. Juli
Beschluss des Sammelstellen-Abgeltungsgesetzes
„Zur Abgeltung der Ansprüche der ‚Sammelstellen‘ gegen den Bund auf Rückstellung von erblos gebliebenen Vermögenswerten, die durch den Nationalsozialismus verfolgten Personen gehört haben, auf Rückstellung eines Teiles der im Eigentum des Bundes stehenden Aktien der Aktiengesellschaft Dynamit Nobel Wien, auf Rückstellung der Liegenschaft EZ. 864, KG. Josefstadt (Sanatorium Fürth), und auf Ersatzleistung für das Kontoguthaben Nr. 10551 bei der Landeshypothekenanstalt in Klagenfurt, ist den ‚Sammelstellen‘ binnen zwei Monaten nach Inkrafttreten dieses Bundesgesetzes der Betrag von 22,700.000 S zu überweisen.“ (§ 1)

September
Auf Anfrage des österreichischen Dokumentationszentrums des Bundes Jüdischer Verfolgter des Naziregimes kündigt sowohl das Unterrichts- als auch das Finanzministerium ein neues „Kunstgut-Bereinigungs-Gesetz“ an. Es lagern noch unzählige von und unter dem NS-Regime geraubte Kunstwerke in der Kartause Mauerbach nahe Wien. Österreich gibt den rechtmäßigen Eigentümer*innen und deren Rechtsnachfolger*innen bis zum 31. Dezember 1970 Zeit, Ansprüche geltend zu machen. Danach gehen die 657 Ölgemälde, 84 Aquarelle, 250 Zeichnungen, die zahlreichen Plastiken, 28 Schriftstücke, 35 Möbelstücke, 25 Teppiche, 3.000 Bücher sowie Silbergeschirr, Tapisserie, eine Münzsammlung und zehn Kisten Theaterliteratur in Bundeseigentum über.

1969

27. Juni
Beschluss des Bundesgesetzes über die Bereinigung der Eigentumsverhältnisse des im Gewahrsam des Bundesdenkmalamtes befindlichen Kunst- und Kulturgutes – 1. Kunst- und Kulturbereinigungsgesetz

1975

9. Oktober
Eine Pressekonferenz von Simon Wiesenthal wird zum Ausgangspunkt der „Kreisky-Peter-Wiesenthal-Affäre“: Wiesenthal gibt bekannt, dass Friedrich Peter (1921–2005), der Bundesparteiobmann der FPÖ, Mitglied einer berüchtigten SS-Einsatztruppe gewesen sei, die während des Zweiten Weltkrieges hinter der Ostfront zahllose Kriegsverbrechen begangen habe. Peter bestreitet die Mitgliedschaft nicht, aber seine Mittäterschaft. Bundeskanzler Bruno Kreisky (1911–1990) stellt sich gegen Wiesenthal, woraus ein langer und harter, hauptsächlich in den Medien ausgetragener Konflikt entsteht.

1979

März
Ausstrahlung der Serie Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss im ORF

23. August
Der UNO-Standort in Wien wird eröffnet.

1984

Dezember
In der Zeitschrift ARTnews erscheint der Artikel A Legacy of Shame: Nazi Art Loot in Austria von Andrew Decker. Der Artikel beschäftigt sich mit den in der Kartause Mauerbach gelagerten Kunstgegenständen und dem Umgang der Republik Österreich damit.

1985

24. Jänner
Beginn der „Reder-Frischenschlager-Affäre“
Der frühere SS-Sturmbannführer der Waffen-SS Walter Reder (1915–1991) wird vorzeitig aus der Haft entlassen. Er gilt als Hauptverantwortlicher für das „Massaker von Marzabotto“, bei dem im Oktober 1944 fast 1.800 Einwohner*innen einer kleinen Stadt bei Bologna ermordet wurden. Reder wird nach seiner Haftentlassung nach Graz geflogen, wo ihn der österreichische Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager (* 1943) von der FPÖ offiziell begrüßt und mit einem Handschlag empfängt. Daraufhin wird der Rücktritt Frischenschlagers gefordert.

November
Uraufführung von Burgtheater von Elfriede Jelinek (* 1946) in Bonn. Das Stück setzt sich mit der mangelhaften NS-Vergangenheitsbewältigung in Österreich auseinander. Im Mittelpunkt steht die Vergangenheit der österreichischen Schauspielerin Paula Wessely (1907–2000).

13. Dezember
Beschluss des 2. Kunst- und Kulturbereinigungsgesetzes

1986

2. März
Beginn „Waldheim-Affäre“. Hubertus Czernins (1956–2006) Artikel Waldheim und die SA ist der Beginn einer mehrwöchigen Artikelserie der Zeitung Profil zu dem ehemaligen UNO-Generalsekretär und aktuellen österreichischen Präsidentschaftskandidaten Kurt Waldheim (1918–2007) und seiner Kriegsvergangenheit.

4. März
Der World Jewish Congress in New York informiert die internationale Öffentlichkeit über Lücken in der offiziellen Biografie des ehemaligen UNO-Generalsekretärs und aktuellen österreichischen Präsidentschaftskandidaten Kurt Waldheim. Waldheim sei als Offizier der Deutschen Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs an Kriegsverbrechen auf dem Balkan beteiligt gewesen. Die Vorwürfe gegen Waldheim und die Rolle der Österreicher in der Deutschen Wehrmacht beherrschen den Bundespräsidentschaftswahlkampf in Österreich, in dem Kurt Waldheim als Kandidat der ÖVP antritt.

8. Juni
Kurt Waldheim wird zum österreichischen Bundespräsidenten gewählt.

Juni
Beginn des „Historikerstreits“

1987

April
Der österreichische Bundespräsident Kurt Waldheim wird vom US-Justizministerium auf die sogenannte Watchlist gesetzt. Das heißt, die private Einreise in die USA ist ihm verboten. In einer Fernsehansprache kritisiert Waldheim diese Entscheidung.

1988

Der Bericht einer internationalen Historiker*innenkommission zu Kurt Waldheim wird vorgelegt. Die Kommission stellt darin fest, dass Kurt Waldheim von Kriegsverbrechen am Balkan gewusst haben müsse. Simon Wiesenthal, der Leiter des Jüdischen Dokumentationszentrums, fordert den Bundespräsidenten zum Rücktritt auf.

Im Gedenkjahr „1938–1988“ findet eine intensive Debatte über die NS-Vergangenheit Österreichs statt. Mehrere Diskussionsveranstaltungen werden abgehalten und zahlreiche Publikationen erscheinen.

24. November
Das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus von Alfred Hrdlicka (1928–2009) wird am Wiener Albertinaplatz enthüllt.

1991

8. Juli
Bundeskanzler Franz Vranitzky (* 1937) nimmt im Nationalrat die positive Einschätzung der „ordentlichen Beschäftigungspolitik“ des Nationalsozialismus durch den Kärntner Landeshauptmann und FPÖ-Vorsitzenden Jörg Haider (1950–2008) zum Anlass für eine ausführliche Reflexion über die Rolle Österreichs im veränderten Europa vor dem Hintergrund der Geschichte: „Wir bekennen uns zu allen Taten unserer Geschichte und zu den Taten aller Teile unseres Volkes, zu den guten wie zu den bösen. Und so wie wir die guten für uns in Anspruch nehmen, haben wir uns für die bösen zu entschuldigen, bei den Überlebenden und bei den Nachkommen der Toten. Dieses Bekenntnis haben österreichische Politiker immer wieder abgelegt. Ich möchte das heute ausdrücklich auch im Namen der Österreichischen Bundesregierung tun: als Maßstab für das Verhältnis, das wir heute zu unserer Geschichte haben müssen, also als Maßstab für die politische Kultur in unserem Land, aber auch als unseren Beitrag zur neuen politischen Kultur in Europa.“

1992

8. Juli
Thomas Klestil folgt Kurt Waldheim als österreichischer Bundespräsident nach.

1993

23. Jänner
„Lichtermeer“ am Wiener Heldenplatz – Demonstration gegen Ausländer*innenfeindlichkeit

9. Juni
Rede von Bundeskanzler Franz Vranitzky in der Universität von Jerusalem anlässlich seiner Reise nach Israel. Er bittet die Opfer der österreichischen Täter*innen im Namen der Republik um Verzeihung.

1994

1. März
Die EU-Beitrittsverhandlungen mit Österreich werden erfolgreich abgeschlossen.

4. März
Der Hollywoodfilm Schindlers Liste kommt in die österreichischen Kinos.

8. April
UNHCR erklärt Österreich als „generell nicht mehr sicheres Drittland“ für Asylbewerber*innen.

12. Juni
Volksabstimmung zum EU-Beitritt – 66,58 Prozent befürworten den Beitritt

15. November
Rede von Bundespräsident Klestil vor dem israelischen Parlament Knesset

Als erster Präsident der Republik Österreich hält Klestil eine Rede vor der Knesset, in der er von einem „schweren Erbe der Geschichte, zu dem auch wir Österreicher uns bekennen müssen“, spricht.

1995

1. Jänner
Österreich tritt der EU bei

Jänner
Das internationale Symposium The Spoils of War – World War II and Its Aftermath: The Loss, Reappearance, and Recovery of Cultural Property findet in New York statt.
Der Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus wird gegründet.

4. August
Die Änderung des 2. Kunst- und Kulturgutbereinigungsgesetzes – das „Mauerbachgesetz“ –wird verlautbart

Herbst
Die Wanderausstellung Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944 (Teil des Gesamtprojekts Zivilisation und Barbarei des privaten Hamburger Instituts für Sozialforschung) ist in Österreich zu sehen und sorgt für heftige Debatten. Weil die ursprüngliche Ausstellung vor ihrer Überarbeitung die individuelle Verantwortung von Wehrmachtsoldaten noch stärker in den Mittelpunkt gerückt hatte, fallen diese Reaktionen sehr persönlich aus.

1996

Kinostart des Dokumentarfilms Jenseits des Krieges
Während die Wanderausstellung Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944 in Wien gezeigt wurde, sammelten Ruth Beckermann und Peter Roehsler Eindrücke und Aussagen von Besucher*innen. Auch Nachkomm*innen ehemaliger Wehrmachtssoldaten sowie Zeitzeug*innen wurden befragt.

1997

September
Das Holocaust Art Restitution Project (HARP) in Washington D.C. wird gegründet. Das Dokumentationszentrum unterstützt Nachkomm*innen der Beraubten und Forscher*innen beim Aufspüren gestohlener Kunstwerke.

9. Oktober
Im Museum of Modern Art (MOMA) in New York wird die Ausstellung Egon Schiele: The Leopold Collection, Vienna eröffnet.

Dezember
The London Conference on Nazi Gold findet statt.

24. Dezember
In der New York Times wird Judith H. Dobrzynskis Artikel The Zealous Collector über den österreichischen Kunstsammler Rudolf Leopold veröffentlicht.

1998

8. Jänner
Die Werke Bildnis Wally und Tote Stadt III aus der Sammlung Leopold werden vom New Yorker Staatsanwalt Robert Morgenthau beschlagnahmt.

Frühling
Eine Diskussion über die Notwendigkeit der historischen Aufarbeitung von Zwangsarbeit und Vermögensentzug während des Nationalsozialismus und über Entschädigung und Rückstellung in der Zweiten Republik wird angefacht. Ariel Muzicant, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, fordert dazu die Einrichtung einer eigenen Untersuchungskommission.

1. Oktober
Die Historikerkommission der Republik Österreich wird durch Ministerratsbeschluss eingesetzt. Der Auftrag besteht darin, „den gesamten Komplex Vermögensentzug auf dem Gebiet der Republik Österreich während der NS-Zeit sowie Rückstellungen bzw. Entschädigungen (sowie wirtschaftliche oder soziale Leistungen) der Republik Österreich ab 1945 zu erforschen und darüber zu berichten“. 2003 werden die Ergebnisse der einzelnen Forschungsprojekte und Gutachten schließlich veröffentlicht.

5. November
Das Kunstrückgabegesetz wird vom Nationalrat verabschiedet.

30. November bis 3. Dezember
Die Washington Conference on Holocaust-Era Assets findet statt.
Auf der Konferenz einigen sich 45 Staaten auf die Washington Principles on Nazi-Confiscated Art.

4. Dezember
Das Kunstrückgabegesetz wird durch die Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt kundgemacht.

5. Dezember
Das Kunstrückgabegesetz tritt in Kraft.